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R̶̶e̶̶i̶̶f̶̶e̶̶n̶-/Kopfwechsel zum MRT

Kategorien Logbuch / Tagebuch, MRT, Tipps, Untersuchungen

Einen neuen Kopf braucht der Wirt ?

Keine Angst, so leicht kann man seine Rübe nicht ohne weiteres austauschen und das folgende wird auch keine DIY-Anleitung. Eher meine Abrechnung mit den letzten Wochen als ‚kranker‘ Gliopatient (also Glio + krank) und dem Versuch zu begründen, warum es an der Zeit für einen Kopfwechsel ist.?

In letzter Zeit hatten sich die Kopfschmerzen gehäuft. Keine Krampfanfälle, eher stetige Unruhen im Kriegsgebiet. Mal hier, mal da ein Mörsereinschlag oder kleine Bulldozer, die Barrieren aus dem Weg räumen und dabei mit ihrer Schaufel überall anecken. All das hatte sich ein wenig gelegt, als ich den kleinen Krebs-Söldnern die Alkohol- und Nikotin-Zufuhr abgeschnitten und wieder vermehrt auf den Flüssigkeitshaushalt geachtet hatte.

Dann ging’s allerdings los mit Grippe oder wie es so schön heißt: grippalem Infekt der Atemwege – richtig, als der Bakterienbasar eröffnet wurde konnte ich mich einfach nicht zurückhalten.?

Für alle interessierten: am Magen-Darm bin ich glücklicherweise ‚vorbeigeschlittert‘. Augen schließen und wirken lassen….???

Zurück im Krisengebiet, welches wohl aus schierem Protest vom Hirnareal in die unteren Etagen verlagert wurde. Erst Ohrenschmerzen, dann stets beim Zähne pollieren entzündetes Zahnfleisch.

Hast’e wohl einfach wieder nur zu stark aufgedrückt, das regelt sich schon wieder alles.

Als selbst meine desinfizierende Mund-Spülung – aus Zeiten von Weisheitszahn-OPs – nicht half, ging es in der vergangenen Woche zum Zahndompteur. Ungestüm, wie ich bin, plädierte ich gleich auf eine Mischung aus Karies und/oder Tumor, aber das Röntgenogramm zeigt einen wunderschönen Zahn mit wunderschön-hässlich-schiefer Füllung. ??

Also streifte sich der Zahnmechaniker die gummierten Handschuhe über und versuchte mein zartes Wangenfleisch in größtmöglichem Abstand zum Kiefer zu bringen, damit er freie Sicht auf das hat, was mich seit Wochen beschäftigt – Zahnfleisch + Variable X.

Keine 10 Minuten später hatte ich einen Folgetermin zur weiteren Kontrolle in der Hand. Bis zu diesem sollte ich statt der Spülung eine Salbe mit Wattestäbchen auftragen. Juhu, im Mundraum mit’m Ohrenstäbchen rumpopeln. ??

Nachdem sich bei der Kontrolle im zweiten Termin keine Besserung zeigte, wurde ich kurzerhand ein drittes Mal eingeladen – diesmal zur Entnahme einer Gewebeprobe.

Zahnarztwerkzeug

So schnell kann es gehen, da wird wieder ein Teil von mir zur Analyse ins Labor geschickt. Diesmal hatte ich wenigstens Gelegenheit, dem kleinen Stück Erik-Gewebe Lebewohl sagen zu können. #SovielZeitMussSein ?

Ergebnis war dann eine hängende Lippe und kleine Fäden am Kiefer:

(spoileralarm ?)

Zahnfleisch

Nach Mundraub nun der Weg zum MRT

Mit den Kopfschmerzen bin ich bereits Wochen vor den ‚Zahnschmerzen‘ zum Allgemeinarzt gegangen – wie es jeder Normalo wohl gleichtun würde, wenn man immer wieder mal ein Stechen, Drücken, Pochen im Kopf verspürt. Da man sich bei zwei verschiedenen Praxen nicht festlegen wollte (auf Grund meiner Vorgeschichte) führte mich mein Weg über ein großes Blutbild weiter zur Kopfschmerzsprechstunde der Charité. Leider ist diese doch eher für Normalos gedacht. Also ab zum Neurologen. Dort die Karten auf den Tisch gelegt, u.a. auch von den tauben Fingern und Kopfschmerzen berichtet. Wenn’s nicht schlimmer wird, abwarten und beobachten, bis November ist’s ja nicht mehr lange und falls doch in die Rettungsstelle und auf ein schnelles MRT hoffen. »Okayyy« dachte ich mir. Dann wird’s schon nicht so wild sein und ich hyperventiliere einfach nur. ?

Da das Oberstübchen in den letzten Wochen (wahrscheinlich auch dank gripp. Inf.) nicht zur Ruhe kommen wollte und selbst die schräg verwachsene Stelle an meiner Stirn ab und an zu pulsieren begann, fragte ich vergangene Woche bei den Leuten vom MRT-Hauptquartier an, ob mein Termin nicht in die nähere Zukunft vorverlegt werden könne, einfach um auf Nummer sicher zu gehen, dass es nichts mit dem Tumor zu tun hat. Für den Aufenthalt in der Rettungsstelle fand ich meine aktuelle Verfassung dann doch zu ‚gesund‘ und einen Termin hatte ich ja eh, sollte eben nur vom November in den Oktober verlegt werden.

Funktionierte wunderbar und war so für mich der kürzeste Weg zu mehr Klarheit.

Eine Überweisung geholt, warm angezogen und gestern ab zum Fotoshooting in die Röhre gelegt. ? Bin, wie immer die letzten Male, keine 2 Minuten in der Röhre, eingeschlafen. ?

Ich rechnete damit, dass sich zeigt, wo der Druck im Schädel die letzen Wochen herrührte oder ob es wirklich nur an Grippe, Ernährung und dergleichen lag. Der Wurst-Käs‘ wäre natürlich, wenn dann auch ein Teil vom Kiefer in dem herrlichen, kontrastmittelangereichertem Weiß erstrahlt. ?

Bevor jetzt Alarmglocken bimmeln: halt Stop! Selbst wenn da irgendwo was leuchten würde: das Leben geht weiter. ?✌

MRT + Kauleiste Aftershow

Also gestern die aktuellen Bilder eingetütet und siehe da: meiner Ansicht nach hat sich nichts signifikant verschlechtert. Da hat sich das Ganze hin und her gelohnt und für Gewissheit gesorgt. Wenigstens was den Tumor angeht anscheinend weiterhin Stillstand.

Woher die Kopfschmerzen kommen weiß ich zwar noch immer nicht, aber hab‘ ja laut Planung bis zum nächsten MRT im Mai 2019 Zeit es herauszufinden. ?✌ Vorab folgt im November die Auswertung vom Doc – wenn nicht wieder irgendwas dazwischen kommt. Was dabei aber einen bitteren Beigeschmack hinterlässt?

Das ich mich jetzt, im Nachgang, dem bürokratischen Wahnsinn beugen und mich rechtfertigen muss, warum ich bereits jetzt zum MRT bin. Das wäre ja ohne schriftliche Grundlage / Begründung erfolgt, etc..

Bin ich zum Hypochonder mutiert? Oder ist’s nur nachvollziehbar, dass man gerne Klarheit schaffen möchte? Weiß nicht ob ich, was das angeht, lachen oder weinen soll, allerdings fühlt man sich mit den MRT-Bildern in der Hand schon irgendwie „sicherer“.

Egal was auch immer euch beschäftigt, lasst euch also nicht vom Standard abschrecken und wenn irgendwo der Schuh drückt: lasst das kontrollieren!

Sofern, wie beim Hirntumor nunmal üblich, ein MRT notwendig ist, ihr Beschwerden aus der Richtung habt und es aber noch Wochen hin sind – geht notfalls in die Rettungsstelle und lasst das abchecken!

Natürlich jetzt nicht inflationär auf alle anwenden, aber bei anhaltendem Verdacht lieber einmal aus der Reihe tanzen und für Gewissheit sorgen, statt abwarten und Tee trinken.

?

Bei mir wird jetzt die Woche das Ergebnis der Gewebeprobe vom Zahnfleisch erwartet, dann zum Fäden ziehen und dann gibts auch da Klarheit! ?

Bis dahin werde ich mir Gedanken über den Verbleib meines Kopfes machen, so gehts ja nun wirklich nicht auf Dauer weiter. ?✌

Over & Out aus Berlin

?

Im Rahmen des Bildungsauftrages und für die wissbegierige Leserschaft:

Wer sich schon immer gefragt hat, wie schnell eigentlich ein Glioblastom wachsen kann, für den habe ich folgende Studie aus 2015 ausgegraben:

Growth dynamics of untreated glioblastomas in vivo (also am lebenden Organismus)

Im Abstrakt heißt es:

„Es gab große Unterschiede in den Wachstumsraten zwischen den Patienten. Die mediane spezifische Wachstumsrate der Tumoren betrug 1,4% pro Tag und die äquivalente Volumenverdopplungszeit betrug 49,6 Tage. […] Große Tumore hatten jedoch signifikant geringere Wachstumsraten als kleinere Tumore, was die Annahme stützt, dass Glioblastome eine Plateauphase erreichen und somit Gompertz’sches Wachstum zeigen.

Fazit

[…]Da ein bekannter Zusammenhang zwischen Tumorvolumen, Ausmaß der chirurgischen Resektion und Reaktion auf eine adjuvante Therapie besteht, ist es wahrscheinlich, dass Wartezeiten eine Rolle bei den Patientenergebnissen spielen.“

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23 Gedanken zu „R̶̶e̶̶i̶̶f̶̶e̶̶n̶-/Kopfwechsel zum MRT

  1. Oh an heftig ich drücke dir alle Daumen fas die Ergebnisse gut ausfallen . Und alles deine fiese grippe verursacht. In diesem Sinne mein lieber . Daumen drück!??

  2. Ich drücke dir die Daumen, dass alles seine Richtigkeit hat und der Zahnklempner eine Idee, wie er dir helfen kann. Ach ja, und falls du heraus kriegst, wo man einen neuen Kopf her bekommt, ich hätte dann gerne auch einen. Am besten MIT Haaren.
    Grüßle
    Ursel

  3. Kommt bestimmt von der Grippe, alles gute für dich, ich hab mir auch eine Grippe eingefangen , muss auch dringendst zum Zahnarzt schon wieder hab eine Zahnfleischentzündung auch noch dazu, natürlich nicht vergleichbar mit deinem Bewohner, kannst du den nicht irgendwie rausschmeißen oder sofort fristlos kündigen. ? ????

    1. Du ich bin ja jetzt bereits am modernisieren und will das dann alles auf ihn umlegen, vielleicht hat er dann keinen Bock mehr ?
      Dir auch alles Gute! Auf das der Winter anbricht und wir schöne winterliche Sonnentage abbekommen ??

      PS ich war so frei und haben deinen Kommentar einfach korrigiert ❤?

  4. Hi Erik,

    ich habe gerade Deine Doku gesehen. Vielen Dank, bist echt ein cooler Typ. Alles Gute von mir natürlich.

    Ich hatte als 18jähriger Leukämie (aber nur die Feld-, Wald- und Wiesenform, wie die Ärzte zu A-LL) sagen.
    Ich hatte dann mal eine Doku über Methadon bei Brustkrebs gesehen und mir gesagt, dass – wenn mal wieder etwas kommt – ich Methadon nehmen werde, falls das irgendwie indiziert wird für die Art von Krebs. Außerdem hat meine Freundin Brustkrebs in der Familie, da habe ich natürlich auch Angst um sie und schon an Methadon gedacht, wenn sie mal was hat.
    Kannst Du – wenn Du Zeit und Lust hast – etwas darüber schreiben, weshalb genau Du lieber Marihuana als Methadon nimmst?
    Ich habe Methadon überhaupt nicht recherchiert.
    Du weißt deshalb bestimmt mehr darüber.

    Danke!

    Viele Grüße,
    Tom

    1. Hey Tom,
      selber cooler Typ ??✌
      Hoffe bei dir ist trotz A-LL wieder alles im grünen Bereich. 🙂
      Ich hatte mich schon Mal im Blog darüber ausgelassen, musste glaub ich einfach nur ‚rummelschubser+Methadon“ googlen 🙂
      Ich werde Ende Oktober noch ein Video dazu basteln, da in Göttingen (beim Infotag der deutschen Hirntumorhilfe) wohl auch Methadon und Cannabis zur Debatte stehen. 🙂
      Nächtliche Grüße aus Berlin
      Erik ?✌

  5. Cool, von Dir zu hören, dankeschön! :-))
    Ich werde Tante Google bemühen wegen Rummelschubser+Methadon.
    Ja, bei mir ist bis gesundheitsmäßig (bis auf die Tatsache, dass ich sterblich bin) alles in Ordnung.
    Aber halt immer wieder Panik, wenn ich mal länger oder außergewöhnlich krank bin.

    Viele Grüße!

  6. Moin Erik,

    dein transparenter Umgang und deine positive Haltung sind viel Wert und bemerkenswert – weiter so und auf lange Zeit unauffällige Bilder wünsche ich dir.

    Schau mal bitte beim blauen Kanal in deine „other“ Nachrichten. Habe dir was geschrieben! Danke!

    Hannes

  7. Hi Eric, bin vor Ostern einstweilen von einem Glioblastom befreit worden. Danach das Übliche: Radio-Chemo und nun Chemo. Meiner Haarpracht hat das nicht wirklich gut getan, und ich hab den Rest dann auch abgesäbelt. Aber wenn es denn hilft, den doofen Untermieter im Zaum zu halten… Ich drücke dir die Daumen, das MRT war ja schon mal gut.

    1. Achsoooooo, also die Radikalkur was Haarpracht betrifft 😀
      Jedem seins 🙂 und Haare wachsen eh wieder nach – wenn nicht: dann soll’s eben so sein ?? sehe die ganze Problematik mit Frauen und Haarverlust auf Grund von Chemo / Bestrahlung sowieso sehr kritisch. Wenn man sich gut fühlt, man sich damit auseinandergesetzt hat und es keine Belastung mehr ist: warum nicht? Wahre Größe strahlt von innen heraus und wird meiner Meinung nach nicht über Haare / Make-up etc definiert. Aber leider wird uns das ja heutzutage eingeprügelt ?
      Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und drücke dir auch die Daumen ❤?

  8. Hej Erik,
    hab mir grad auch diese Doku angesehen…zur Aufmunterung… und bin nun hier gelandet ?

    Wahnsinn, wie stark uns existentiell bedrohliche Erfahrungen reifen lassen. Da brauchst du dir zwecks der Hypochonder-Hypothese gar keine grauen Haare wachsen lassen – gibt andere „Baustellen“. Good luck dabei und Galgenhumor!! Mir wurde kürzlich Ähnliches angedichtet. Und ich war froh, mich dann doch gegen den Weißkittel erhoben zu haben.

    Grüße in den Norden,
    Miriam

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